Die Familiensynode erhitzt die Gemüter. Dabei sind Synoden wie auch Konzile ein normaler geschichtlicher Vorgang in unserer Kirche. Judith Klaiber schreibt auf katholisch.de von einem »katholischen Supercup«, progressive und konservative Positionen stünden unversöhnlich gegenüber. Torsten Schreyder schreibt hierzu »Kein Grund zur Aufregung« und damit hat der gute Mann Recht, denn jenseits aller Medienaufregung und öffentlichen Erregtheit ist eine Synode nichts weiter als eines der vielen Instrumente in der katholischen Kirche, um sich über die eigene Position klar zu werden.In der Geschichte der Kirche gab es eine Vielzahl an Synoden und Konzilen. Gesellschaftlicher Druck und innerkatholisches Drängen, über das gestritten werden kann, ob es durch die Gemeinschaft der Gläubigen oder durch das Vorleben von Lebensalternativen außerhalb der Kirche motiviert war, führten dazu, diese Synode in besonderer Weise medial wahrzunehmen.

Gefragt wird nicht selten, wo sich die Kirche an die modernen Lebensumstände anpassen könne, wo sie einen »pastoralen Weg« für jene Sünder finden müsse, die keine Möglichkeit sehen, sich von ihrer Sünde zu befreien. Unterstellt wird der Kirche nicht selten, sie unterstelle dem sündhaften Menschen vollumfänglich Schuld und Willentlichkeit. So meine man, die Kirche sei  unbarmherzig und müsse sich nun öffnen. Dabei war die Kirche schon immer offen. Sie kannte seit jeher die Möglichkeit, dass menschliche Handlungen in unterschiedlichen Graden der Freiwilligkeit unterliegen und es natürlich Handlungen gibt, die nicht vollkommen in Freiheit geschehen, weil sie von verschiedenen Bedingungen pathologischer, sozialer oder persönlicher Natur abhängig sind. So sagt der Katechismus, dass  »Triebimpulse, Leidenschaften sowie von außen ausgeübter Druck oder krankhafte Störungen […] die Freiheit und die Willentlichkeit eines Vergehen vermindern« können (KKK, 1860).

Es war immer Aufgabe der pastoralen Bemühungen, dem Einzelfall gerecht zu werden. In jeder Beichte, in jedem Beichtgespräch und jedem seelsorgerischen Ringen durch die beauftragten Laien dürfen wir hoffen und annehmen, dass diesem Anliegen gerecht wird. Das pastorale Bemühen ist die Ebene des Persönlichen, weil das auch die Ebene der Schuld ist. In der öffentlichen Diskussion erlebe ich eine Verzerrung. Das Pastorale ist zu einem Schlagwort politischer Natur geworden. Es verlangt danach, die Norm zu verändern, die im Wort Gottes begründet liegt. Dagegen sprach sich Jesus aus.

Jesus sagt, dass er nicht gekommen sei, »um das Gesetz und die Propheten aufzuheben« (Mt 5,17). Jesus wandte sich »an das Volk und an seine Jünger und sagte: Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt. Tut und befolgt alles, was sie euch sagen.« (Mt 23,1-3)

Dabei wäre doch Jesus, wenn man manch einem modernen Interpreten glauben mag, der Revolutionär gegen die Norm und Ordnung gewesen. Offensichtlich besteht für Jesus kein Zweifel daran, dass sich göttliche Barmherzigkeit und  zugrundeliegende Norm nicht widersprechen. Daher wünsche ich mir von der Synode, dass sie dem Wort Jesu Christi treu bleibt und nicht der Versuchung erliegt, die Norm zugunsten des Pastoralen aufzulösen oder zu relativieren.

Für mich bedeutet »Familiensynode« diese Hoffnung: Dass sich die Kirche wieder auf das besinnt, was wesentlich ist. Was sie seit Jahrhunderten als göttliche Norm verstanden hat, was im Herzen des Menschen liegt und außerhalb der Kirche als Naturrecht anerkannt wurde. Ein vollumfängliches Bekenntnis zur Familie und eine Absage an die medialen Aufgeregtheiten unserer Tage.